Bernward von Briant

9.12.2022 Bernward

Im Gegenlicht konnte er nichts erkennen. Nur schwarze Silhouetten malten sich vor ihm ab. Türme und Dächer. Geblendet kniff er die Augen zusammen und hielt sein Pferd unsicher an. Rot-orange ging die Sonne wie ein Feuerball vor ihm auf. Ein Flirren lag in der Luft und die Hitze des Tages war schon spürbar. Solche Sonnenaufgänge kannte er von Briant nicht.
Sofort waren Fliegen und Mücken lästig, ständig musste er mit der Hand wedeln. Ein Kreischen füllte seine Ohren. Affen hatte sein Begleiter vermutet, aber auch der wusste es nicht genau. Eine schwere Süße wie von reifen Früchten lag in der Luft. Darüber ein stechender Geruch. Scharfe Gewürze vermutete Bernward. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Er war seit der Mitte der Nacht unterwegs, ohne zu rasten, denn es war angenehmer im Dunkeln zu reisen als in der prallen Hitze des Tages. Es wurde Zeit, dass sie ankamen. Dies war der elfte Tag, seit sie in Briant aufgebrochen waren. Je näher sie Ramaria kamen, desto mehr hatte es in Bernwards Eingeweiden geziept. Die Landschaft hatte sich sehr verändert. Seit sie den Grenzfluss überschritten hatten, waren die grünen Wiesen Eloans in graubraune Steppe und schließlich in große Sandflächen übergegangen. Nur in der Nähe von Flüssen oder Brunnen war es üppig grün. Die Hitze hatte schlagartig zugenommen. Nur in den Nächten war es kühl und so waren sie dazu übergegangen nachts zu reiten. Regen gab es gar nicht, wie es schien. Wie man hier immer leben konnte, war Bernward ein Rätsel. Ihm kam diese Natur sehr feindlich vor und das Heimweh nach Briant und der rauen Küstenlinie wuchs.
Und nun war er also am Ziel. Mit einem wackeligen Floß setzte ein Flößer sie über und verlangte dafür einen unverschämt horrenden Preis. Doch Bernward war nicht dazu aufgelegt, mit ihm zu streiten, er wollte nur noch ankommen. Sie ritten weiter. Durch ein enges Stadttor in die Stadt. Mauern aus rotem Sandstein auf denen die Morgensonne tanzte. Nur ab und an ein Tor darin. Menschen drängten sich in den schmalen Gassen. Lasttiere brüllten, Vögel und Affen randalierten. Ohrenbetäubender Lärm nach der Stille der Wüste. Der Weg führte in Kurven und Schlangenlinien immer weiter. Er fragte nach der Königsburg, doch die Leute starrten ihn verständnislos an. Bis Bernward begriff, dass man sein eloanisch hier ja nicht verstand. Aber auch mit dem Ramarisch, dass er gelernt hatte, kam er nicht weiter. Er zuckte die Schultern und trieb sein Pferd durch die Menge. Ab und an waren hohe Türme eines großen Gebäudes zu sehen. Es schien also die richtige Richtung zu sein.
Schließlich erreichten sie ein breites Tor mit reichverzierten Torflügeln, die noch geschlossen waren. Bernward betrachtete die Muster, Blumenranken, Vögel und Äffchen tummelten sich dort. Menschen waren nicht dargestellt. Sehr hübsch, aber auch sehr fremdartig. Er ritt nah heran und klopfte laut an.
Eine brummelnde Stimme. Bernward grinste. Das kannte er. So klangen die Wachen in Eloan und Briant auch, wenn man sie bei einem Nickerchen störte.
»Wer da?« Verwaschenes Ramarisch, aber immerhin verstand er es.
»Bernward von Briant, ich … werde erwartet!«, antwortete er ungelenk in der gleichen Sprache.
»Mhhh, wenn du das sagst. Warte«
Bernward knurrte. Ihm blieb wohl nichts anderes übrig, aber er hasste es, derart stehen gelassen zu werden. Ungeduldig wippte er mit dem Fuß. Sein Pferd wieherte. Tatsächlich dauerte es weniger lang als befürchtet, ehe sich das Tor in Bewegung setzte.
»Dann mal herein in die Feste. Man wird dich in die Halle geleiten. Dort sitzt der Herr beim Frühstück. Und wehe du hast mich angeflunkert, Bürschchen.«

2 Kommentare

    • admin

      Ich hab schon gegrübelt, ob es Wörterbücher geben muss für die Sprachen, bisher habe ich das noch nicht geplant, aber vielleicht kommt es irgendwann… für ramarisch, keonisch und eloanisch… oder so… mal sehen…aber wenn ich ehrlich bin, Sprachen erfinden ist zwar irgendwie spannend, aber auch aufwändig und so ganz erschließt sich mir noch nicht der Sinn. Aber wie gesagt, was nicht ist, kann ja noch werden.

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