13.12.2022 Urs


»Ich komme aus Lindfeld, mein Herr.«
»Und warum bist du da nicht geblieben?«
»Ich hatte Streit mit meinem Bruder, der den Hof des Vaters geerbt hat. Und auch wenn ich es bedauere, aber ich kann unter keinen Umständen unter seiner Fuchtel arbeiten.«
»Mhh, verstehe. Ich kann dir jedoch nur eine Anstellung als Knecht bieten. Einen Verwalter habe ich schon, ebenso einen Stallmeister und ich werde sie nicht deinetwegen davon jagen.«
»Das erwarte ich auch nicht, mein Herr. Ich kann anpacken. Es macht mir nichts aus, euer Knecht zu sein, so lange ihr mich gut behandelt und ich mein Auskommen habe.«
»Mhh na denn, so sei es! Wir werden das bis St. Johanni ausprobieren und wenn du dich gut anstellst, behalte ich dich!«
»Einverstanden.« Urs schlug in die dargebotene Hand ein.
»Du kannst dir eine Schlafstätte oberhalb des Stalls suchen. Die Mahlzeiten gibt es im Haupthaus. Du solltest dich dort pünktlich einfinden, sonst gehst du leer aus. Und die Mägde sind tabu. Ich dulde keine Tändeleien, ist das klar? Ich habe keine Lust auch noch zig Blagen durchzufüttern.«
»Ihr habt euch deutlich ausgedrückt. Ich habe verstanden.«
Der Bauer brummte und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe zwar immer noch nicht, warum du dich so unter Wert verkaufst…«
»Ich bin nicht anspruchsvoll, Herr. Hauptsache ich kann in Frieden leben.«
Noch ein Grunzen vom Herrn des Hofes »Dein Dienst beginnt morgen mit dem ersten Hahnenschrei. Heute kannst du dich noch umsehen.«, dann war das Gespräch beendet.

Urs nahm sein Bündel und suchte den Stall auf. Dort fand er einen älteren Knecht. »Hey, ich bin der Neue. Ich heiße Urs. Ich soll mir einen Schlafplatz über dem Stall suchen.«
»Die Stiege ist da.« Es folgte ein Fingerzeig. »Es ist noch Platz genug. Im Moment schlafen nur Peter und ich dort oben. Wenn ich dir einen Tipp geben darf. Leg dich nicht in die Nähe der Luke, dort ziehts gehörig.«
»Wird gemacht, Meister.«
»Oh der Meister bin nicht ich.« Der Ältere schmunzelte geschmeichelt. »Ich bin nur Kurt, der älteste Knecht am Hof.«
Urs nickte ihm zu und kletterte dann die Stiege hinauf. Er fand ein Plätzchen und richtete sich so ein, dass er auch in der ersten Nacht gut schlafen würde. Als alles parat war, kletterte er hinab und sah sich ein wenig auf dem Hof um. Nach dem Nachtmahl, dass er schon in der kleinen Stube des Haupthauses mit den anderen einnahm, verließ er den Hof noch einmal. Den anderen sagte er, dass er Lust habe, sich die Umgebung anzusehen. In einem nahen Wäldchen fand er seinen Kumpan, der dort auf Nachricht gewartet hatte.
»Sag Walter, es hat alles geklappt. Der alte Bauer hat die Lüge geglaubt. Ich kann als Knecht bleiben. Bero kann mir also melden, wenn etwas in der Burg vorgeht und ich werde es dann weiterleiten.«
Keld nickte: »Gut so. Und du bist sicher, dass er nichts ahnt?«
»Der ist vertrauensselig wie ein kleines Mädchen. Nie und nimmer ahnt er, dass ich Keoner bin und schon gar nicht, dass ich Walters Gefolgsmann bin und er sich eine Wanze in den Pelz gesetzt hat.«