»Seid ihr sicher, dass er eines natürlichen Todes gestorben ist?«
»Dessen kann man sich nie ganz sicher sein. Es gibt Gifte, die man nicht nachweisen kann, mein Herr.«
»Lass es gut sein, Wolfhard, das bringt doch nichts. Er ist tot und daran ändert all dein Nachbohren nichts.«
»Er war der König. Wenn man ihn ermordet hat, will ich das wissen, Katharina. Dann muss der Schuldige gefunden und gerichtet werden. Nicht nur, um Vaters Tod zu sühnen, sondern auch um uns zu schützen. Wer weiß, ob uns nicht sonst dasselbe widerfährt.«
»Ihr habt Recht, mein Herr. Das ist eine Gefahr. Und ich werde meine Augen und Ohren offen halten. Adelar wird mir sicher zur Hand gehen. Wenn es eine gezielte Tat war, werden wir das herausfinden.«
»Seid ihr sicher, Heiler?«
»Nun ja, nicht vollständig, aber wir werden uns bemühen.«
»Das reicht nicht, verdammt noch eins!«
»Nun beruhige dich, Wolfhard. Deine Rage nützt niemandem.«
»Ich soll mich nicht aufregen, wenn ich glauben muss, dass jemand meinen Vater heimtückisch vergiftet hat? Ist es nicht merkwürdig, wie plötzlich er dahinsiechte? Wie schnell es ging?«
»Nun ja, schon, aber…«
»Kein Aber. Es würde mich sehr wundern, wenn da nicht jemand die Hand im Spiel hatte.«
»Wenn Ihr sagt jemand, meint Ihr jemand Konkretes?«
»Nein, ja… ach was weiß denn ich… Weder hier am Hofe noch in ganz Eloan, Ramaria oder Adralgar wüsste ich jemanden, der ihm den Tod wünschte. Bleibt also, wieder einmal, nur Keon.«
»Eure Anschuldigung wiegt schwer, mein Herr.«
»Das weiß ich wohl, aber wer sollte es denn sonst wagen?«
»Denkt ihr nicht, dass es auch ein unzufriedener Untertan sein könnte? Oder vielleicht doch eine natürliche Ursache zu Grunde liegt?«
»Verdammt, Benedict, das hatten wir schon. Seid ehrlich, wirkt dieses Hinsiechen auf euch natürlich?«
»Nein. Nein, ich stimme Euch zu. Es ist… merkwürdig.«
»Merkwürdig. Da hast du es, wenn er schon sagt, es sei merkwürdig.«
»Ja, Wolfhard. Und dennoch solltest du dich beruhigen. Je erregter du bist, desto eher wirst du Hinweise übersehen.«
»Zum Henker, du hast Recht. Aber wie soll ich mich da nicht aufregen. Er ist gerade gestorben. Ich bin nun König. Auf mir ruht die Verantwortung für dieses Land, diese Burg, für dich, Katharina, für deine und meine Mutter und Schwester. Und du sagst, ich soll mich nicht aufregen? Vielleicht werden wir längst alle vergiftet und wissen es nur noch nicht. Überprüft jeden, der mit den Speisen in Berührung kommt, begleitet die Mägde, den Koch, ich will, dass jeder in der Burg genau angeschaut wird. Jeder Ritter, jeder Soldat, jede Magd, jeder Leibeigene. Wir müssen den Schuldigen finden. Jetzt. Sobald als möglich.«
»Wie stellt Ihr euch das vor. Ich bin kaum in der Lage allein alle Menschen hier…«
»Nehmt Euch Adelar und so viele heilkundige Mönche wie nötig. Ich will, dass alle Kammern untersucht, alle Vorräte geprüft werden. Das muss doch möglich sein.«
»Ja, natürlich, mein Herr.«
»Du kannst doch nicht alle verdächtigen.«
»Und ob ich kann. Ich kann nicht nur, ich tue es sogar. Jeder hier kann Täter sein. Vielleicht sogar Du«
»Jetzt gehst du zu weit.«
»Nein, das tue ich nicht. Wer profitiert von Vaters Tod? Wer könnte Handlanger für Keon sein? Wer hat eine Rache gegen ihn. Hast du dich nicht schon seit Jahren mit ihm gestritten, wen du ehelichen sollst? Und hat er nicht vor Kurzem ein Machtwort gesprochen?«
»Deswegen bringe ich ihn doch nicht um?«
»Wer weiß. Vielleicht hoffst du, bei mir auf mehr Verständnis zu stoßen.
»Du bist verrückt.«
»Ach ja? Bist du dir da so sicher?«