Dunkelheit lagerte über der Burg. Nur am Tor und auf einem der Söller flackerten mickrige Feuer in die Nacht. Der Lichtschein reichte kaum drei Schritte weit. Nichts rührte sich.
Ein Kratzen. Metall auf Stein. Leises Atmen. Zwei Schatten oben auf der Mauerkrone. Ein Sprung. Dumpfes Aufkommen. »Weiter«
Die Tür schwang mit leisem Knatschen auf. Ein Gang dahinter. Leer. Sie huschten die Wand entlang, drückten sich hín NIschen, spähten um die Ecke, unhörbar schlichen sie sich Treppen hinauf. Um Ecken. Dort. Das musste die Kammer sein.
Yalin stieß sie weiter auf. Trat ein. Leise. Er sah sich um. Dort lag er, Walter von Keon. Schlafend. Und auf dem Tisch am Fenster lag das, was sie suchten. Der Dolch. Ansgars Dolch. Ein Griff und die Waffe lag in Yalins Hand. Er wog sie anerkennend. Gut ausbalanciert. Damit könnte man… Kurz war er versucht, sie Walter in die Brust zu rammen. DOch das war nicht der Auftrag.
»Diebe!« Walters Stimme tönte klar aus der anderen Ecke des Raumes. »Glaubt ihr wirklich, ihr entkommt mit diesem Dolch?«
Yalin schluckte und antwortete dennoch ohne Zittern in der Stimme: »Und ob wir das werden, Herr von Keon.«
Im nächsten Moment saß er auf dem Fenstersims. Der Blick nach unten zeigte, es war zu weit, um zu springen. Also hinauf. Mit geschickten Handgriffen fand er die Lücken zwischen den Steinen. Sein Kumpan folgte ebenso geschickt. ALs er sich umsah, konnte er kurz Walters Kopf im Fenster erkennen. Dann tönten Rufe, Wachen wurden alarmiert. SIe mussten sich beeilen. Weiter oben fanden sie die Möglichkeit auf eine der Außenmauern umzusteigen. Von dort rannten sie die Zinnen entlang. Mehrere Sprünge und Kletterpartien später erreichten sie den Ort. wo ihre Pferde standen. Nichts wie weg.
Die Daike saß wie gewöhnlich auf ihrem Turm aus Decken. Yalin trat feierlich vor sie und legte ihr den Dolch in den Schoß. »Wie ihr befohlen habt!«
»Ich danke dir, Yalin.« Sie nickte ihm zu. »Wenn er wieder kommt, wird er sich freuen.«
Yalin lächelte: »Das wird er!«