17.12.2022 Severin


Severin schritt die Stufen hinab. Er sehnte sich zurück nach Glockenstein. Hier am Hof in Eloan, so nah beim König, war die Konkurrenz unter den Rittern und Lehnsleuten mit Händen greifbar. Es war ein ständiger Kampf. Ein Heischen um Aufmerksamkeit, ein Buhlen um den größten Vorteil. Er hasste es. Wenn es nicht seine Pflicht als Lehnsmann gewesen wäre, einen Teil des Jahres in der Königsburg zu verbringen und dem König mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, er hätte Glockenstein sicher nicht gegen seine Kemenate in Eloan getauscht. Glockenstein war seine Heimat. Er kannte jeden WInkel, jede unebene Trittstufe. DIe Burg lag ebenfalls oberhalb der hohen Felsen am Meer, aber es waren weit weniger Menschen, die sie bevölkerten. Und das obwohl Severins Familie eine der größten in Eloan war. Er selbst hatte 13 Geschwister und seine Frau hatte ihm bis jetzt immerhin 8 Kinder geboren. Er war wirklich gesegnet.
Er seufzte. Es wurde Zeit, dass er zurückkehrte. DIe Kraftlosigkeit nahm zu, als vergifte ihn jemand. Das war immer ein Zeichen, dass es Zeit wurde, zu gehen. Er würde den König noch heute um Erlaubnis fragen. Allein der ENtschluss brachte einen neuen ENergieschub. Beinahe beschwingt und pfeifend nahm er den Weg zu den Übungsplätzen. DOrt war er mit Eamonn von Mayenfeld verabredet. Gemeinsam wollten sie einen Übungskampf absolvieren. Hatte er eben noch keinerlei Ambition dazu verspürt, so war er jetzt heiß darauf, dem FReund zu zeigen, dass er ein würdiger Gegner war.
Eamonn grinste, als er ihn sah. »Was verschafft mir die EHre eines fröhlichen Glockensteiners?«
»Ach, ich dachte nur daran, wie schön es wäre, bald zurück in meiner eigenen Burg zu sein.«
»Hätte ich mir ja denken können. DU bist nur glücklich, wenn du den Glockenturm von Glockenstein schlagen hören kannst. Wenn du deine Bagage um dich hast und dir die Hauptsteiner und Landwehrer, der Vogt aus Eschenbrand und all die anderen gestohlen bleiben können. Gibs zu!«
»DU hast Recht. Aber es ist ja auch eine fürchterliche Schlangengrube hier. Würde mich nicht wundern, wenn jemand den alten König vergiftet.«
Sie kreuzten die Schwerter.
»Sag das nicht zu laut. Du könntest Recht behalten und dann fällt der Verdacht auf dich.«
Severin schnaubte. »Jeder sollte wissen, dass ich dem König treu bin…«
»DU weißt doch, wie sie sind. Verleumder gibt es hier so zahlreich wie Muscheln in den Mauern von Glockenstein.«
»Da hast du leider Recht. WIrd Zeit, dass ich heimkehre. Ich werde den König noch heute darum bitten.«