2.12.2022 Erlanda


Haare flogen im Wind. Die Pferde jagten dahin. Erlanda juchzte. Sie liebte es, in die Ebene zu preschen und sich den Wind ins Gesicht wehen zu lassen. Je schneller desto besser. Neben ihr jagte Liriene auf ihrem Falben dahin. Sie sah herrlich aus. Die dunklen Locken und roten Wangen. Sie lachte. Erst als sie eines der kleinen Dörfer erreichten, zügelten sie die Pferde und nickten den Menschen dort freundlich zu. Ein wenig atemlos ritten sie schweigend nebeneinander her. Bis Erlanda es nicht mehr aushielt. Die Frage brannte seit Tagen auf ihren Lippen und nie hatte es Gelegenheit gegeben, Liriene allein zu sprechen. Aber jetzt. Sie hatte ihr diesen Ausritt abgerungen. Und wenn sie jetzt nicht fragte, würde sie es bereuen: »Willst du ihn wirklich heiraten?
»Es ist der Wunsch meines Vaters! Und Wolfhard ist ein guter Mann!«
»Aber es bedeutet, dass du Adralgar auf immer verlassen wirst. Was wird dann mit uns?«
»Du kannst mich gerne als meine Hofdame begleiten.
»Du weißt, dass das nicht geht. Vater braucht mich hier.«
Seufzen auf beiden Seiten. Jede hing für Augenblicke ihren eigenen Gedanken nach. Erlanda dachte an ihre kleinen Geschwister. Es war ein Gedanke voller Liebe und Bedauern zugleich.
»Und ebenso geht es nicht, dass ich Wolfhard nicht heirate.«, platzte Lirienes Stimme in die Stille.
»Liebst du ihn denn?«
»Das ist eine gute Frage. Ich ehre und respektiere ihn. Alles andere wird kommen, ich kenne ihn ja kaum.«
»Wie kannst du ihn dann heiraten?«
»Erlanda, das ist normal, deine romantische Art führt zu nichts. Es ist wichtig für Adralgar, wenn wir stabile und verlässliche Verbindungen zu Eloan haben.«
»Was ist mit dir los? Sonst warst du nie so vernünftig. Manchmal wünschte ich, du wärst nicht die Prinzessin dieses Landes.«
»Aber das ist nun mal nicht zu ändern. Und du weißt genau, dass ich mit Vater gestritten habe, ob ich ihn heiraten muss. Aber seit ich Wolfhard im letzten Frühjahr gesehen habe, weiß ich, dass ich ihn lieben kann. Und somit ist es entschieden, Erlanda.«